Chester hätte es wissen müssen. Gestern Nacht schlug mir per Facebook die Botschaft aus der Überschrift mitten in’s Gesicht. Ich musste eine Weile nach Luft schnappen, bevor ich versuchte, darauf zu antworten, denn ebenfalls gestern hatte ich mich für das Wintersemester an der FernUni Hagen zurück gemeldet.
Schon vor meiner Schulzeit hörte ich solche Sprüche mehr als einmal. Mitschüler/-studenten, auch einige Lehrer und Anverwandte meinten, mir gegenüber ihren Unmut über vermutete oder tatsächliche Dämlichkeit – wer weiß das schon? – zum Ausdruck bringen zu müssen. Manchmal in der obigen Form, viel öfter aber subtiler, z. B. mit dem Satz: „Kunst kommt von Können und nicht von Wollen, sonst hieße es ja Wunst.“ Gehört, geübt, verinnerlicht, verdrängt.
Ich mag diese direkte Ehrlichkeit mehr als das Getuschel hinter meinem Rücken. Durch ständige Wiederholung, ein methodisches Mittel in der Lehre, birgt sie allerdings ein Problem in der Selbstwahrnehmung. Würde nämlich plötzlich jemand sagen: „Das hast Du gut gemacht“, besteht nunmehr die Gefahr des Unglaubens beim Adressaten. Der thematisierte Unglaube wiederum könnte Irritationen beim Sender auslösen. Ein Teufelskreis! Beide Einschätzungen (dumm – gut) sind für den Sender wahr. Auch für den Empfänger der Urteile können sie irgendwann wahr werden, wenn das Denken zu Handlungen führt.
Heute früh erfuhr ich im Blog von Oliver Tacke von einem Projekt der TU Braunschweig. Ich finde es mutig von den Autoren, dort ihre Beiträge zu veröffentlichen. Mit einer breiten Angriffsfläche bietet sich schließlich auch die Möglichkeit, die eigene Arbeit zu reflektieren und, falls notwendig, zu verbessern. Als ich einige der Artikel las, wurde mir allerdings schlagartig klar, dass ich mich bezüglich der Hausarbeit im Modul 2A mit dem wunderschönen Thema „Hörsaalspiele“ gründlich verwählt habe. Es nützt nichts, einen Baustein hinzuzufügen, wenn der Grundstock fehlt. Mit anderen Worten: Wer lehren will, muss wissen, wie Lehren funktioniert. Man kann kein Haus bauen, indem man mit dem Dach beginnt. Das Fundament trägt die Mauern. Die Mauern wiederum können aus vielen Steinen zusammen gesetzt werden und dabei ist eine bestimmte Reihenfolge nötig. Ich stelle mir all‘ die schlauen Leute an der Uni vor, die sich am Anfang ihrer Lehre – das ist unbeabsichtigt doppeldeutig – ihr Wissen darüber, wie Unterrichten überhaupt oder vielleicht besser ginge, mühsam zusammen suchen müssen. Misserfolge, auch auf Seiten der Lernenden, sind damit vorprogrammiert. Für die Hochschuldidaktik stünden aus meiner Sicht im Moment viel grundlegendere Themen an, als es die „Hörsaalspiele“ sein könnten.
Das Schlimme daran ist, dass ich bereits vor mehr als einem Jahr einen ersten Hinweis auf meinen Irrtum erhielt und ihn nicht deuten konnte. Christian Spannagel kommentierte in diesem Blog und wir fragten fröhlich aneinander vorbei, was die Lizenz zum Lehren an Hochschulen betraf! Damals ging ich noch davon aus, dass alle Dozenten an Universitäten das Unterrichten gelernt hätten. Nach ein paar Büchern und Artikeln über Hochschuldidaktik hätte mir der Irrweg ebenfalls auffallen müssen (z. B. hier).
Nun könnte man ja der Meinung sein, dass ein Einzelfall noch nicht ausreicht, um Aussagen über den Geisteszustand zu verallgemeinern. Hier liegt aber kein Einzelfall vor! Seit zwei Wochen verfolge ich eine Diskussion, die im letzten Beitrag (hier) sehr deutlich zeigt, dass mir der Kern bisher noch verborgen blieb. Die Fortsetzung der Diskussion auf Twitter und Beiträge im Blog von Jean-Pol Martin liefern das gleiche Ergebnis. Die Frage, ob nun von Fremden oder mir gestellt,: „Verstehst Du das?“ muss ich immer öfter mit „Nein!“ beantworten. Maslow meint, dass auch „vollständig und deutlich unkreative Menschen“ Wissenschaftler werden können. Aber, wer hat jemals eine dumme Kuh forschen sehen?